Hey, Alexa“, „Hey, Siri“ und „Okay, Google“. So beginnen im Jahr 2019 immer mehr Suchanfragen und Dialoge mit Marken. Die intelligenten Sprachassistent stecken inzwischen längst nicht mehr allein in Smartphones, Tablets oder „smarten“ Lautsprechern. Auf aktuellen Elektronikmessen wie der CES in Las Vegas zeigen Hersteller eine Zukunft, in der Sprachsteuerung allgegenwärtig ist, integriert in Alltagsgeräte wie Wecker, Kühlschränke, Glühbirnen, Spiegel und Mikrowellen.
Sprachbefehle ersetzen zunehmend mühseliges Tippen. Aktuellen Trends zufolge werden bis zum Ende des kommenden Jahres bereits 50 Prozent aller Suchanfragen im Internet per Sprachbefehl erfolgen. Aus „Touch Points“ werden „Listening Points“ und die Marketingbranche versucht aktuell mit Hochdruck, ihre Markenbotschaften mit ins Gespräch zu bringen.
Leider müssen viele Marketer feststellen: Voice Marketing ist ein weitgehend unergründetes Gebiet, das sich mit traditionellen Marketingansätzen nur schwer navigieren lässt. Die Probleme fangen bereits mit der Tatsache an, dass herkömmliches Marketing von Drittanbietern auf allen wichtigen Voice-Geräten – wie Amazon Echo oder Google Home – prinzipiell verboten ist. Teilweise finden Marketer noch Schlupflöcher zum Verbreiten von Botschaften, aber erst kürzlich blockierte Amazon eine eigenständige Werbeplattform aus seinem Alexa-Skills-Angebot, obwohl bekannte Marken ihre Unterstützung zugesagt hatten.
Es bleibt die Frage: Wie können digitale Marketer auf Alexa, Siri & Co ihre Kundendialoge aufrechterhalten? Hier bringen wir sieben wichtige Fakten zur sprachgesteuerten Zukunft im Marketing:
Weshalb ist die sonst so innovationsfreundliche Marketingbranche gegenüber Voice-Technologien derart abgeneigt? Hauptsächlich, weil viele Marketer derzeit noch mit wirksamen SEO-Taktiken und Content Delivery auf Voice-Kanälen experimentieren (siehe 3.). Kompliziert wird die Lage durch Fehlen spezieller Werbeplattformen sowie Modellen zur Monetisierung von Voice-Angeboten – das erschwert auch die Budgetierung. Das Publikum ist Marketing gegenüber keinesfalls abgeneigt: Rund 52 Prozent der Besitzer von Smart Speakern würden Informationen über Sonderangebote und Verkaufsaktionen von Marken begrüßen (Google). Allein das sollte Marketer hellhörig machen.
Über sämtliche Altersgruppen hinweg ist die Sprachsteuerung von Geräten inzwischen Normalität: Sprachsuche ist die am häufigsten genutzte Funktion auf Smart-Lautsprechern und rund 82 Prozent aller Sprachsuchanfragen in Westeuropa und den USA entfallen auf diese Geräte. In den USA wird die Zahl der Nutzer von Sprachassistenten gegen Ende dieses Jahres bereits 100,5 Millionen (30,3 Prozent der Bevölkerung) erreichen (eMarketer ). In Deutschland nutzt jeder achte Bundesbürger über 18, rund 8,7 Millionen Menschen, momentan Sprachassistenten (Bitkom). Diese Zahlen belegen: Voice-Technologie erreicht ein enormes Publikum, also stehen Marketer unter Zugzwang.
Die Fronten verhärten sich zunehmend und jeder Marketer muss für sich entscheiden, welche Plattformen und strategischen Partnerschaften am wichtigsten sind. Mit Blick nach vorn sind sich Marketingexperten auch einig, dass das Werbeverbot auf großen Plattformen nicht von langer Dauer sein wird. Angesichts der immensen Werbeeinnahmen von Google und dem Aufstieg von Amazon zur drittgrößten Online-Werbeplattform ist ein offener Markt für Werbung auf Sprachassistenten nur ein logischer Schritt. Weiterhin lohnt es sich, künftig auch internationale Plattformen in Betracht zu ziehen, die bereits heute millionenstarke Zielgruppen erreichen, etwa Alibaba (AliGenie), JD.com (DingDong) und Xiaomi (Xiao AI).
Das Pendant zu Alexa-Skills von Google heißt „Actions“, und in beiden Fällen sollte für Marketer klar sein: Man sollte diese Apps keinesfalls nur entwickeln, weil sie aktuell im Trend liegen oder Skills als reine Werbemittel behandeln. Die Nutzer verlangen echten Mehrwert, sonst landen die Skills auf dem immer größer werdenden Friedhof für ungenutzte Apps: Momentan besitzen 62 Prozent der Alexa-Skills keinerlei Bewertungen (und wohl auch keine Nutzer), während lediglich 4 Prozent mehr als 1000 Bewertungen vorweisen können (Voicebot). Wer mit seinen Skills keinen klaren Mehrwert bieten kann – wie der sprachgesteuerte Pizzalieferdienst von Domino oder die Wettervorhersage für Allergiker von Zyrtec – sollte sich die Entwicklungskosten lieber sparen.
Wie gesagt gilt auch zu bedenken, dass Sprachsuchen semantischen Mustern folgen wie: „Wo kann ich in meiner Nähe ein Paar Turnschuhe kaufen?“ Die wichtigsten SEO-Begriffe sind hierbei „Wer“, „Was“, „Wo“, „Wann“, „Wie“, „kann“, „besten“ und „nächste“. Wer diese Fragen auf seiner Website mit schön vorlesbaren Sätzen beantwortet, landet im Voice-Suchmaschinen-Ranking an vorderster Stelle.
Ebenfalls wichtig: Nutzer von Sprachsuchen verwenden eher selten den genauen Namen von Marken oder Geschäften, sondern fragen allgemeiner nach Produktkategorien, Standorten oder Öffnungszeiten. Diese Puzzleteile sollten unbedingt in Ihrem digitalen Markenauftritt zu finden sein und gleichzeitig gilt: Wer es in den „Featured Snippets“-Kasten bei Google schafft, besitzt bereits eine starke Präsenz in der Sprachsuche.
In diesem Zusammenhang bleibt die große Frage: Müssen Marketer ihre Marketingplattformen wechseln, um Voice-Marketing meistern zu können? Und lassen sich Verhaltensdaten und Transaktionen aus sprachgesteuerten Interaktionen problemlos zusammen mit Daten aus anderen Kanälen erfassen und auswerten? „Die Datenbanken müssen ihre Speicherstrukturen nicht unbedingt ändern, da die meisten binäre Speicherformate unterstützen. Veränderungen werden eher bei den Algorithmen erforderlich sein, also welche Art von Informationen man als Marketer speichern möchte“, so Lode Vanacken, VP of Engineering bei Selligent by Marigold mit Verweis auf die Integration offener Datenarchitekturen sowie einer Vielzahl von APIs als Schlüssel zur konsumentengerechten Personalisierung im sprachgesteuerten Marketing der Zukunft.
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